Geschenkt bekommen: Ashley Kahn: „Kind Of Blue – Die Entstehung eines Meisterwerkes“

„Kind Of Blue“ ist sicherlich die Jazzplatte überhaupt. Generationen von Jazz-Begeisterten haben dieses Meisterwerk von Miles Davis zu Hause stehen, aber auch Nicht-Hörer von Jazz sind von ihm begeistert (worden). Zur Entstehungsgeschichte gibt es das oben erwähnte Buch von Ashley Kahn, das mir freundlicherweise von meiner Frau zum Geburtstag geschenkt wurde :-).
Das Buch geht auf die lange Vorgeschichte der Musiker ein, so erfährt man viel über die damalige Zeit nach dem Krieg, über die Jazzszene in den USA und vor allem auch über die beteiligten Musiker – über ihren Werdegang und ihre Probleme und Nöte, wie z.B. Geldknappheit oder Drogenkonsum. Kahn lässt dabei aber auch die Plattenindustrie nicht aus dem Auge, und so entfaltet sich vor dem geistigen Auge des Lesers ein Panoptikum der damaligen Zeit, das geradezu zwangsläufig in die Aufnahmesessions zu „Kind Of Blue“ mündet. Im Buch kommen vor allem viele Zeitzeugen zu Wort, die Kahn für sein Buch interviewt hat, und er erklärt auch viel zum Musikstil (dem sog. „modalen Jazz“), der auf dieser Scheibe zum ersten Mal richtig zum Einsatz gekommen ist und eine neue Ära einläutete. Er beschäftigt sich mit der Frage, wer denn nun die Stücke komponiert hat – Miles Davis oder Bill Evans (Bill erhielt 25 USD Prämie an den Verkäufen von Miles!) – eine Frage, die sich bis heute nicht eindeutig beantworten lässt, und ganz nebenbei erfährt man auch so einiges zu den damaligen Marketingstrategien von Columbia Records.

Für mich als Fan ein wirklich informatives und schönes Buch, das durch die vielen Abbildungen mehr als ergänzt wird.

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Rogner & Bernhard, exklusiv bei Zweitausendeins, 2002
233 Seiten, gebunden, deutsche √úbersetzung
ISBN 3-8077-0176-1

Neuerwerb: „Careless love“ von Madeleine Peyroux

Madeleine Peyroux war mir bisher nicht bekannt. Die Sängerin aus Georgia kam über die Straßenmusik zum Plattenvertrag, eine sicherlich beachtenswerte Karriere! Ihr Album „Careless love“ knüpft musikalisch auch genau da an, allerdings ist ihre Stimme das, was ich mal als moderne Billy Holiday bezeichnen würde – es ist unglaublich, was die Dame stimmlich zu leisten vermag. Der Musikstil ist wirklich eine Mischung aus 20er Jahre Straßenmusik und Jazz, sehr zurückhaltend arrangiert und schön auf ihre Stimme abgestimmt.

Ein sehr ruhiges Album, das gut in die beginnende kalte Jahreszeit passt. Dazu ein Gläschen Whisky und ein Stück dunkle Ingwer-Schokolade und der Winter kann kommen! ;-)

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Neuerwerb: Pentahobe / A Tribal Metamorphosis

Ich bin seit einigen Tagen Besitzer der CD „A Tribal Metamorphosis“. Diese ist in Deutschland sehr schwer zu bekommen, ich konnte sie jedoch für einige wenige Euros über die Schweiz beziehen.

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Die CD selbst ist aus der amerikanischen Bellydancer-Szene hervorgegangen, hat aber mit der klassischen „Bauchtanzmukke“ wenig zu tun ;-) Was einem hier an Industrial, Drum’n’Bass und exotischen Trommeleinlagen auf die Ohren geblasen wird, sucht IMHO seinesgleichen. So erinnert die CD an die sehr experimentellen Tage von Bill Laswell.

Sicherlich ist die CD nicht für das entspannte Hören zu Hause geeignet, ihre durchaus komplizierten Abläufe regen mich jedoch immer wieder emotional an. Diese Art von Musik entzieht sich eigentlich jeglicher Beschreibung (deswegen die Einordnung in die Kategorie Jazz) – auf einer guten Anlage gehört, überrascht sie durch Vielschichtigkeit und sehr breit gefächerten Sound.

Auf diese CD bin ich durch pandora.com aufmerksam geworden. Auf deren Page hatte ich nämlich eine Liste mit eben genau dem erwähnten Bill Laswell angelegt…

Neuerwerb: Daily Mirror mit Rebekka Bakken und Wolfgang Muthspiel

Was soll man sagen, wenn eine Stimmakrobatin und ein Akrobat an der Gitarre aufeinandertreffen und ihre unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen zusammenwürfeln? In diesem Fall sicherlich eines: Fantastisch, goßartig, unkonventionell und kreativ.

Daily Mirror ist sicherlich mit die beste CD, die ich mir in den letzten Jahren zugelegt habe: Zwischen Jazz, Folk und zeitgenössicher Musik hin- und herspringend entfachen die beiden mit der exzellenten Band ein Feuerwerk an Emotionen, das seinesgleichen sucht!

Sie – die kühle Osloerin – haucht, summt und umschmeichelt einen so mit ihrer Stimme, dass man innerhalb weniger Minuten um sich herum alles vergisst. Das kongeniale Gitarrenspiel von Wolfgang Muthspiel tut sein übriges dazu, diese CD als Offenbarung zu empfinden. Die ausgezeichneten Mitmusiker sorgen dabei dafür, dass diese CD sich eigentlich keinem wirklichen Stil zuordnen lässt.

Eine fantastische CD, ebenso fantastisch aufgenommen.

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Good bye New Orleans….

Die Welt ist nach „Katrina“ nicht mehr wie vorher. Unsägliches Leid ist über all die Menschen gekommen, die in der Region zu Hause waren. Man kann nicht anders, als voller Erschütterung und Anteilnahme das ganze zu verfolgen – und man wundert sich, wie schnell ein System in Anarchie versinken kann, ein System, das scheinbar sehr viel brüchiger ist, als man bisher gedacht hat…

New Orleans, die große Metropole des Jazz, ist in den Fluten versunken und leider mit ihr viele Devotionalien des Jazz. Aber kann, bzw. darf man angesichts der Tragödie sich überhaupt über materielle und „spirituelle“ Dinge Gedanken machen? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass die Wiege des Jazz de facto nicht mehr existiert – New Orleans: Alleine der Klang des Namens verbindet mich sehr mit meiner Lieblingsmusik! Leider konnte ich die Stadt nie besuchen, obwohl ich das schon immer mal wollte. Nun, nachdem das French Quarter in den Fluten versunken ist, ist dieser Traum in sehr weite Ferne gerückt, wenn nicht sogar ganz und gar geplatzt. Angesichts des Leids bleibt wohl nichts anderes, als zu spenden, in der Hoffnung, dass das Geld gut eingesetzt werden kann und die Richtigen trifft.

Aber der „Vibe“ wird mit diesen materiellen Dingen wohl nicht mehr zurückkommen…